Irish Tinker


DAS GOLD DER IREN GLITZERT UND KLIMMERT NICHT; ES GLÄNZT IN DER SONNE UND WIEHERT IN DER NACHT

(Sprichwort der "Fahrenden Leute")


 

"Mittelgroß, ausdauernd und genügsam, seinem Besitzer eng verbunden, mutig, selbstbewusst und mit Nerven wie Drahtseilen, mit guter Trabaktion für die Freuden eines kleines Rennens und gleichzeitig einer großen Portion Gelassenheit um nebenbei noch "die Kinder zu hüten", das war und ist das " Zuchtziel " eines Travellerpferdes. Für "Seinen" Menschen, geht ein Tinker durchs Feuer, für jemanden der sich nur dafür hält, geht er nicht einen halben Meter weit.

 

Stockmaß:                                   135 – 165 cm, Abweichungen nach oben oder unten treten auf

 

Farbe:                                            häufig Scheckung in alle Farben,

                                                        aber auch einfarbig in allen möglichen Variationen

 

Zucht:                                            Irland und England

 

Das können wir:

 

Ein behutsam ausgebildeter Tinker, mit Bedacht gefördert, kann trotz seiner meist "kaltblütigen" Gene ein tolles Reitpferd sein und beachtliche Erfolge auch im Sport erringen. Man muss aber auch ganz klar betonen - der Tinker ist kein Pferd für den ambitionierten Turnierreiter! Dennoch beinhaltet diese Rasse wie kaum eine andere durch die Vielfalt an Exterieur - Varianten, für jeden die Möglichkeit den "richtigen Tinker" für die jeweiligen Vorlieben zu finden. Den leichteren, eleganten für die Dressur, den spritzigen hochbeinigen für Jagden und Springen, den kräftigen für die Arbeit vor der Kutsche oder auch im Wald, den wendigen, gelassenen für einige Bereiche des Westernreitens, den kindervernarrten der viel wegstecken kann, für therapeutische Zwecke und Voltigieren und, und, ….

 

Für den typischen Tinkerliebhaber, der mit seinem haarigen Kumpel einfach sein Leben teilt und gemeinsam das tut was eben gerade Spaß macht, sind das jedoch nicht unbedingt die wichtigsten Entscheidungskriterien. Er liebt seinen Tinker nämlich hauptsächlich für das was er ist - echt irisch.

 

Will man diesem Typ Pferd gerecht werden in der Beurteilung seiner Qualitäten, sollte man sich zuerst mit seiner Entstehungsgeschichte und vor allem den Lebensumständen seiner Züchter im Ursprungsland auseinandersetzen. Denn wie sonst will man verstehen, warum diese Pferde so anders sind? Keine Schublade groß genug, keine Norm der man sie so einfach anpassen könnte; Ihre Gemeinsamkeit ist der Unterschied. Die Ursprünge der "Fahrenden Leute" Irlands und Englands, der "Traveller" liegen irgendwo im Dunkel, aber die meisten sind tatsächlich echt irisches Urgestein. Zum Teil angehörige alter Zigeuner- Stämme, zum Teil Bauern, denen man ihr Pachtland weggenommen hatte, Menschen, die einfach den Drang verspürten anders zu leben oder auch keinen anderen Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Hunger sahen, als zu reisen. Sie alle lebten fort an "on the Road" und prägten ab der Zeit, in der sie anfingen Pferde zu züchten und mit ihnen zu handeln, so das Bild vom "fahrenden Volk" - Unabhängig, Unangepasst, Unkonventionell.

 

Erstmals schriftlich erwähnt wird die Bezeichnung Tinker ( = Kesselflicker, abgeleitet von "tin"= Zinn, Weißblech, "tinkle"= klingeln, scheppern ) bereits 1175 und im 14. Jahrhundert war der "Kesselflicker" als Berufs- wie als Standesbezeichnung sogar weit verbreitet und wurde im Laufe der Jahrhunderte so zum Synonym für diese Bevölkerungsschicht. Von den sesshaften "Mittelstands-Iren" immer mehr ausgegrenzt und abgelehnt, wurde die Kluft zwischen beiden sich entwickelnden Kulturen so groß, dass aus dem Wort Tinker ein Schimpfwort wurde - bis eben vor ca. 10-15 Jahren vermehrt Traveller-Pferde das europäische Festland eroberten und einen Namen brauchten. Findige Importeure machten aus der "Not“, dass die Traveller selbst sich nicht groß um eine Bezeichnung ihrer Pferde kümmerten eine "Tugend" und verkauften sie als " Irish Tinker".

 

Im Laufe der Zeit entwickelten sich durch die Einflüsse von Clydesdales, Shire Horses und einigen Ponyrassen sowie Halb- und Vollblütern unterschiedliche Zuchtrichtungen. Dies erklärt die große Bandbreite der Exterieur - Unterschiede, wobei auch noch regionale Vorlieben für bestimmte Merkmale und Eigenschaften eine Rolle spielten und so mal mehr, mal weniger weit verbreitet wurden. Durch die in der Clydesdale - Zucht vorkommenden " Sabino "- Scheckgene, die bis Mitte des 19.Jahrhunderts auch als Schecken gezüchteten Shire Horses und vermehrte Einkreuzung mit Hengsten anderer Rassen, die wegen ihrer Fellzeichnung in der "staatlich gelenkten" Zucht unerwünscht waren, kam die Plattenscheckung innerhalb der Zucht der Traveller vermehrt zum Tragen; solche Pferde waren sehr günstig zu erstehen. Die unerwünschten "Tinker People" nahmen sich der ausgestoßenen bunten Pferde an und erkannten schnell die vielen Vorteile einer auffälligen Fellzeichnung. Bei Dämmerung und selbst nachts gut sichtbar, unverwechselbar einzigartig, was den Wiedererkennungswert enorm steigert und viel zu auffällig um für den Kriegsdienst tauglich zu sein; somit war auch die Gefahr der Enteignung gebannt. Die vereinzelt anzutreffenden Exemplare mit ausgeprägter Overo - Scheckung, Tigerscheckung oder auch Appaloosa- Zeichnung zeigen, dass die Traveller aber Zuchtversuche in alle Richtungen unternommen haben und auch heute noch gerne "experimentieren". In Anbetracht der Tatsache, dass nach wie vor der größte Teil der im deutschsprachigen Raum verkauften Tinker Importpferde aus Irland und England sind, ist beim Kauf aber immer auf einen verantwortungsvollen Transport und eine gute Ausbildung zu achten, denn das "genetisch fixierte Verlasspferd", ist auch der Tinker nicht; und auch das sei nochmals erwähnt: Ein Tinker ist kein Pferd für "Jedermann". Sehr viel stärker als bei vielen anderen Rassen, spielt die "Chemie" zwischen Pferd und Besitzer eine enorm wichtige Rolle."